Sonnenobst - Sonnengetrocknete Köstlichkeiten
06.06.2017Die beiden Gründer von Sonnenobst haben ein Konzept entwickelt, um Obst und Gemüse klimaschonend trocknen zu können. Hierfür wird eine Solaranlage verwendet, wodurch komplett auf den Einsatz fossiler Brennstoffe verzichtet werden kann. Getrocknet wird saisonal geerntetes, unbehandeltes Obst von Streuobstwiesen am Kaiserstuhl.
Johanna @grünhof: Hallo Wolfgang, stell dich und euer Startup doch mal kurz vor.
Wolfgang: Wir sind Wolfgang und Friedemar, kommen beide aus dem Bereich erneuerbare Energien und haben „Sonnenobst“ gemeinsam gegründet. Den solarthermischen Früchtetrockner haben wir mittlerweile verkauft an Wolfgang Hees, Bioland- und Nachhaltigkeitspionier am Kaiserstuhl. Der verkauft die getrockneten Produkte mit der von uns gegründeten und eingetragenen Marke „Sonnenobst“. Vertrieben wird weiterhin über die „Kaiserlich genießen“ GmbH und über die Gartenparten, ebenfalls ehemalige Econauten. Wir haben außerdem eine gemeinsame Firma für Solarenergieprojekte: Phoma GbR- solare Energiekonzepte. Phoma liefert Technologie, Know-how, Ingenieursdienstleistung und flexible Finanzierungskonzepte in den Bereichen thermische Solarenergie und solare Stromerzeugung.
Johanna @grünhof: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Obst und Gemüse auf eine alternative Art und Weise zu trocknen?
Wolfgang: Unsere Idee, die Entwicklung einer solaren Prozesswärmeanlage zur Herstellung von Trockenobst lag mehr oder weniger auf der Hand. Ein Freund, Kurt Schüle, hat die sogenannten Vakuumröhrenluftkollektoren, die man für den Prozess benötigt, erfunden und hergestellt. Durch unser Projekt konnten wir verschiedene umweltrelevante Themen angehen. Das ganze Jahr über muss weniger Obst und Gemüse importiert werden, dadurch dass Obst aus der Region getrocknet und lagerfähig gemacht wird. Es gibt weniger Verkehr und es wird Transportenergie eingespart.
Johanna @grünhof: Viele Gründer*innen gehen nach Berlin, Hamburg, München. Was hat euch dazu bewogen, euer Startup hier in Freiburg aufzuziehen?
Wolfgang: Unser Standort in den letzten Jahren war der Kaiserstuhl, eine Region in der Obst saisonal und vielfältig anfällt. Für die Entwicklung nachhaltiger Produkte ist Freiburg eine hervorragende Region, da viele Akteure seit vielen Jahren in die richtige Richtung gehen.
Johanna @grünhof: Nachdem ihr während des Ökonauten-Programmes die Möglichkeit hattet, Co-Working Atmosphäre im Grünhof zu schnuppern, würde es uns interessieren, wie eure Arbeitsumgebung heute aussieht. Immer noch Co-working?
Wolfgang: Wenn ich Verwaltungsarbeit für Phoma habe, erledige ich das immer noch gerne im Grünhof. Einen Teil unserer Arbeit erledigen wir bei den Kunden vor Ort. Einen zweiten Standort haben wir nun in Berlin in einem von uns gekauften ehemaligen Wasserwerk, das nun als Mischimmobilie zum Wohnen und Arbeiten dienen wird.
Johanna @grünhof: Besteht noch Kontakt zu eurem damaligen Mentor?
Wolfgang: Unser Mentor war Christian Hiss von der Regionalwert AG. Die Gespräche waren sehr angeregt und interessant. Grundsätzlich verfolgten und verfolgen wir sehr ähnliche Ziele. Für mögliche weitere Zusammenarbeit im landwirtschaftlichen Bereich, wo es Überlappungen mit dem Energiethema gibt, sind beide Seiten sehr offen und es würde uns freuen, wenn wir es schaffen einmal gemeinsame Projekte umzusetzen.
Johanna @grünhof: Welche Programminhalte haben euch besonders geholfen? Wovon profitiert ihr heute noch? Was hättet ihr euch im Rückblick im Programm noch gewünscht?
Wolfgang: Der größte Gewinn war für uns, dass tolle Menschen kennengerlernt haben. Also die Grünhof-Mitarbeiter, die Coaches und die anderen Stipendiat*innen. Daraus sind zum Teil Netzwerkpartner und gute Freunde geworden. Fachlich hat uns das Programm auch an sehr vielen Stellen weitergebracht. Überaus wichtige Themen waren die, bei denen es um zwischenmenschlichen Techniken zur erfolgreichen Teamarbeit ging. Aber auch die anderen Themen waren sehr wertvoll. Unser Fokus m Bereich Marketing liegt eher auf persönlichen Kontakten und Gesprächen. Wir konnten relativ wenig Zugang zum Thema Social Media finden. Dennoch war es spannend, eine Einführung in das Thema zu bekommen. Aber im Endeffekt müssten wir diese Form des Marketings wahrscheinlich outsourcen oder beauftragen…
Johanna @grünhof: Deshalb habt ihr euch also dafür entschieden, das Projekt in der Form nicht weiterzuführen. Wie seid ihr dann zur Entwicklung von Solarenergieprojekten gekommen?
Wolfgang: Ja genau, wir sind zu Beginn mit viel Enthusiasmus in die Entwicklungsphase des Systems gestartet. Nach einer Phase mit viel Kaltaquise und relativ zähem Marketing haben wir festgestellt, dass wir sehr viel mehr Wirkung im Bereich der erneuerbaren Energien erzielen können, wenn wir uns auf Standardanwendungen wie Stromerzeugung und Wärmebereitstellung im Allgemeinen fokussieren. Wenn das dann jemand zum Obst herstellen verwenden will, dann freuen wir uns darüber.
Johanna @grünhof: Was unterscheidet euren Früchtetrockner von denen der Konkurrenz?
Wolfgang: Die „Großen“ bieten durchweg standartmäßig strom- und gasbetriebene Früchtetrockner an. Das ist der pragmatische marktwirtschaftlich funktionierende Ansatz. Solarthermie gibt es bei Interesse als Zusatz. Der Verkaufsanteil der solarthermischen Trockner liegt allerdings bei nur rund zwei Prozent. Unsere dezentrale „solar-only“ Lösung ist in Deutschland weniger einfach zu verkaufen als Gedacht. Die Gewinnaussicht ist wegen des logistischen Mehraufwands vergleichsweise gering,. Das heißt, der Preis für die Produkte ist im Endeffekt gehoben, weshalb viel Idealismus und Begeisterung für das Projekt auf Seiten der Kunden notwendig ist.
Johanna @grünhof: Wo geht die Reise hin? Wo seht ihr euch in einem Jahr?
Wolfgang: In einem Jahr ist unser zweiter Standort in Berlin etabliert. Johanna @grünhof: Was ist eure längerfristige Vision, wo seht ihr euch in zehn Jahren?
Wolfgang: In 10 Jahren wird dort Trockenobst hergestellt und wir verkaufen elektrischen Strom und Wärme an Mietshäuser und Industrieanlagen aus Anlagen, die wir installiert haben und die sich bereits amortisiert haben. Wir wollen jedes Jahr ein bisschen mehr fossile Energie durch Solarenergie ersetzen. Wir beide werden hauptsächlich für die Verwaltung und Wartung der Anlagen zuständig sein.
Johanna @grünhof: Wenn du auf eure Geschichte zurückblickt, was würdest du Menschen mit Startup-Ideen empfehlen?
Wolfgang: Ganz wichtige Fragen, wenn man viel Zeit in eine Idee steckt, sind: Wird das Produkt wirklich gebraucht? Was sind meine eigenen Beweggründe das Produkt zu entwickeln? Was habe ich davon? Außerdem sollte man die Idee mit einem sehr spitzen Bleistift durchkalkulieren. Lieber keine Schulden machen und dafür langsam und gesund wachsen. Man sollte Authentizität entwickeln und bewahren. Gute Teamarbeit ist sehr wichtig und man darf gerne Zeit investieren, damit diese funktioniert. Das macht sich bezahlt.
Johanna @grünhof: Vielen Dank für das interessante Interview und weiterhin viel Erfolg! ...nächste Woche könnt ihr in unserem Blog mehr über die vielversprechenden Analysen des Startups Geospin lesen...