Geospin - Spatial Intelligence

12.06.2017 Das Ziel von Geospin ist es, Daten gewinnbringend zu analysieren und einzusetzen. Der Algorithmus von Geospin kann zum Beispiel Carsharing-Anbietern helfen, ihre Standortauswahl so zu treffen, dass sie ihre Auslastung signifikant erhöhen können. Auch andere Unternehmen profitieren von dem Ansatz der geographischen Analyse, die es ermöglicht, Expansionsgebiete zu identifizieren oder Echtzeitprognosen der Kundennachfrage zu erstellen. Johanna @grünhof: Hallo Christoph, stell dich und euer Startup doch mal kurz vor. Christoph: Ich bin Christoph und einer der fünf Co-Founder von Geospin. Bei Geospin bin ich vor allem für Marketing und Vertrieb verantwortlich. Ich habe in Freiburg Volkswirtschaftslehre studiert und im Anschluss in Freiburg promoviert. Wir erklären unseren B2B (Business-to-Business) Kunden, wie sie ihre Servicedienstleistungen besser ausrichten können. Im Grunde nutzen wir Unternehmensdaten unserer Kunden sowie externe Geodaten, meist Open-Source-Daten, um Prognosemodelle zur Verbesserung von Dienstleistungen zu trainieren. Johanna @grünhof: Du hast erwähnt, dass ihr eine Uni-Ausgründung seid. Wie ist eure Idee entstanden? Christoph: Wir haben uns während unseren Promotionen mit dem Thema Smart City auseinandergesetzt. Das bedeutet, wir haben uns mit Forschungsfragen befasst, die darauf abzielen Städte effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver zu gestalten. Dabei hat sich vor allem in mehreren Praxisprojekten meiner Promotionskollegen aus der Wirtschaftsinformatik gezeigt, dass unsere Analysen Mehrwehrte schaffen können, die zu Innovationen im Smart City Bereich beitragen. Die Grundidee unseres Produkts wurde also in den Promotionen entwickelt, aber methodisch haben wir uns in den letzten 1,5 Jahren, insbesondere im Bereich neuronaler Netze, stark weiterentwickelt. Johanna @grünhof: Wie weit war eure Entwicklung vorangeschritten, als ihr ins Ökonauten-Programm eingestiegen seid? Christoph: Geospin war zu diesem Zeitpunkt noch in der Vorgründungsphase. Gegründet haben wir Geospin vor gut einem Jahr, kurz nach Beendigung des Ökonauten Programms. Das war vergleichsweise früh im Prozess, aber da wir bereits Kundenanfragen hatten, haben wir diesen Zeitpunkt gewählt. Johanna @grünhof: Und wie hat sich euer Angebot bis zum heutigen Zeitpunkt entwickelt? Christoph: Heute bieten wir ein zweiteiliges Geschäftsmodell an. Wir verknüpfen und analysieren Unternehmensdaten mit Geo-Daten und trainieren unser Geo Deep Learning (Data Insight). Anschließend  stellen wir dieses in Form einer Schnittstelle und für weiterführenden Analyse zu Verfügung (Analytics as a Service). Unser Lernprozess innerhalb der letzten Jahre bestand vor allem darin, das Produktportfolio bestmöglich auszugestalten und Methoden zu optimieren. Wir sind immer noch permanent dabei, unser Produkt weiterzuentwickeln. Johanna @grünhof: Viele Gründer*innen gehen nach Berlin, Hamburg, München. Was hat euch dazu bewogen, euer Startup hier in Freiburg aufzuziehen? Christoph: Als Ausgründung der Uni Freiburg war dies naheliegend. Wir haben sehr viel Unterstützung von der Uni Freiburg bekommen, was uns natürlich gerade bei den ersten Schritten extrem geholfen hat. Wir haben von Anfang in den Räumlichkeiten der Uni gearbeitet. Außerdem haben wir das Gründerstipendium Exist erhalten. Johanna @grünhof: Wie viele Menschen arbeiten heute für euch? Sind noch alle vom Programmstart dabei? Christoph: Wir sind heute zu acht. Die fünf Gründer sind noch mit dabei und drei Mitarbeiter sind dazu gekommen. Johanna @grünhof: Nachdem ihr während des Ökonauten-Programms die Möglichkeit hattet, Co-Working Atmosphäre im Grünhof zu schnuppern, würde es uns interessieren, wie eure Arbeitsumgebung heute aussieht. Immer noch Co-Working? Christoph: Wir haben im Grünhof vor allem die Besprechungsräume genutzt. Teilweise fanden auch erste Kundengespräche im Grünhof statt. Unsere Büroräume haben wir jedoch in der Uni. Da wir sehr viel telefonieren müssen, ist für uns die Arbeit in einem Großraumbüro eher ungeeignet. Neben den Büroräumen hier in Freiburg haben wir ein neues Büro in Hannover eröffnet. Zudem sind wir viel unterwegs und treffen uns mit unseren Kunden in Vor-Ort-Terminen. Johanna @grünhof: Welche Programminhalte haben euch besonders geholfen? Wovon profitiert ihr heute noch? Christoph: Wir haben vor allem von unserem Mentor und dem Netzwerk des Grünhofs profitiert. Die gemeinsame Arbeit mit unserem Mentor hat uns viel geholfen. Mit ihm haben wir daran gefeilt, Kundenbedürfnisse zu erkennen, unser Analytics as a service zu entwickeln und interne Entwicklungsprozesse voran zu bringen. Die Ökonauten-Programmleitung hatte damals ein extrem gutes Gespür dafür, welcher Mentor zu unserem Team passt. An den Trainingsmodulen haben wir nicht teilgenommen, da wir kurz zuvor an einem Business Development Training der Uni teilgenommen hatten. Generell kann ich sagen, dass wir Gründer*innen in Freiburg extrem von der Szene profitieren, die der Grünhof kreiert. Die Angebote, Programme und Veranstaltungen machen die Gründerszene hier in der Region lebendig. Der Grünhof ist eines der wichtigen Leuchtturmprojekte, das die Gründerkultur hier präsentiert. Johanna @grünhof: Danke, das freut uns zu hören. Besteht denn noch Kontakt zu eurem damaligen Mentor? Christoph: Unser damaliger Mentor, Dr. Carsten Block war und ist eine große Unterstützung für uns. Er sitzt heute noch in unserem Beirat und wir sehen uns mehrmals im Jahr. Johanna @grünhof: Seid ihr in eurem Bereich alleinstehende Vordenker oder umgeben von Konkurrenz? Wenn es Konkurrenz gibt, was unterscheidet euch von dieser? Christoph: Wir bedienen mit unserer Geo Deep Learning Methode eine Nische zwischen klassischen Business Intelligence-Lösungen und Geoinformationssystemen. Andere Firmen bieten meist entweder das eine oder das andere an. Insofern können wir uns auf jeden Fall als Vordenker in unserem Bereich und vor allem mit unserer Methodik bezeichnen. Johanna @grünhof: Was ist eure Vision, wo seht ihr euch in fünf Jahren? Christoph: Unsere Vision ist, dass Unternehmensentscheidungen unserer Kunden mithilfe unserer Datenanalysen besser gefällt werden können. In fünf Jahren wollen wir der Hidden Champion, also der Marktführer im Nischen-Marktsegment Geo Big Data Analysen, sein. An unseren Referenzkunden, wie der Robert Bosch GmbH und der Siemens AG, sehen wir, dass das möglich ist. Auf der diesjährigen CeBIT haben wir den Volkswagen StartUp Pitch gewonnen, was uns sehr bestärkt und uns zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Auf dem Markt besteht enormes Interesse an unserem Produkt. Johanna @grünhof: Zum Schluss: Wenn du auf eure gemachten Erfahrungen zurückblickt, was würdest du Menschen mit Startup-Ideen empfehlen? Christoph: Ein gutes Team ist mit das Wichtigste. Der Teamzusammenhalt ist zudem zu Zeitpunkten wichtig, an denen die Gründung emotional anstrengend ist, also wenn zum Beispiel ein Kunde spontan abspringt. Außerdem muss man die Idee zur richtigen Zeit haben und umsetzen. Es muss Nachfrage nach dem Produkt oder der Dienstleistung geben und es gilt, diese im richtigen Moment zu erkennen. Man sollte sich Zeit lassen für eine gute, vorausgehende Analyse und man darf nicht zu verliebt in die ersten Lösungsansätze sein. Johanna @grünhof: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!