Upcycling: Wie aus altem Papier wunderschöne Notizbücher entstehen

29.06.2017

Malena vom Grünhof führt Upcycling-Workshops mit Schüler*innen, Auszubildenden und Kinder-und Jugendgruppen durch, in denen wunderschöne, selbstgestaltete Notizbücher mit hundertprozentigem Recyclinganteil hergestellt werden. Wie diese Notizbücher entstehen, verrät sie uns im Interview.

 

Johanna: Hallo Malena, erklär doch bitte mal kurz, was Upcycling überhaupt ist.
Malena: Beim Upcycling werden aus Müll und (scheinbar) nutzlosen Materialien neue Produkte hergestellt.
Johanna: Das klingt ja super! Wie bist du persönlich mit dem Thema Upcycling in Berührung gekommen? Malena: Ich habe vor ein paar Jahren schon mal ein anderes größeres Upcycling-Projekt hier in Freiburg gestartet- die Beetboxen. Dort wird Obst und Gemüse mitten in der Stadt angebaut. Die erste Beetbox haben wir am Stadttheater aufgestellt, mittlerweile sind diese urbanen Gärten an mehreren Standorten in Freiburg zu finden. Ich persönlich habe durch dieses und andere Projekte ziemlich viel Spaß an Upcycling entwickelt. Es entstehen völlig neue Produkte, die jede und jeder individuell und kreativ gestalten kann. Johanna: Wie ist die Idee mit den Recyclingnotizbüchern entstanden?
Malena: Das Projekt beruht auf einer gemeinsamen Idee der ASF (Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg), der Stadt Freiburg sowie dem Grünhof. Die ASF, das Amt Eigenbetrieb Abfallwirtschaft der Stadt Freiburg sowie die Badenova sind die Sponsoren des Projekts. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, gemeinsam ein Projekt zum Thema Müllvermeidung zu starten. Außerdem ist es uns wichtig, dass der Energiebedarf unseres Projektes begrenzt ist, also so wenig Energie wie möglich verbraucht wird. Und mit das Allerwichtigste ist für uns, dass wir ein positives Projekt umsetzen, an welchem alle Beteiligten Freude haben.
Johanna: Ja, dass ihr Spaß hattet sieht man an euren tollen bunten Covern! Was passiert denn vor dem Bemalen und Bedrucken?
Malena: An den Workshop-Tagen selbst gehen wir die einzelnen Herstellungsschritte wie bei einer richtigen Produktentwicklung durch. Es gibt einen Vortrag zu Upcycling. Anschließend überlegen wir uns gemeinsam, was für Materialien verwendet und wie die Notizbücher gestaltet werden könnten. Dann gehts ans machen: Zuerst wird Papier gesammelt, also Fehldrucke von Druckereien, Unis, Insituten, Unternehmen. Diese werden dann sortiert und von Drucken, welche sensible Daten enthalten befreit. Dies ist eine recht mühsame Arbeit, da jedes Blatt einzeln durchgegangen werden muss. Ist das geschafft, werden die Blätter übereinandergelegt und gelocht. Anschließend wird eine Metallspirale eingefädelt, die die Blätter sowie Cover und Rückseite umfasst. Mithilfe der Bindemaschine wird die Spirale zusammengedrückt. An sich können alle dieser Arbeitsschritte von allen erledigt werden. Die Technik ist sehr simpel, es bedarf keiner besonderen Schulung. Aber aufgrund des Zeitdruckes während der Workshops werden meistens ein paar Personen zu „Experten“ für die Bindemaschine gemacht, die dann das Binden für alle übernehmen.
Johanna: Oh wow, das klingt ja bis dahin alles recht technisch!
Malena: Ja, aber danach geht es dann ans Gestalten! Häufig verwenden wir Stempel, die teilweise sogar selbst hergestellt sind. Angesagte Motive sind im Moment Ananas, Einhörner, geometrische Formen wie Dreiecke oder Sprüche und Zitate. Sehr beliebt ist gerade zum Beispiel der Spruch „Unicorns are real“. Hierfür sammeln wir Ideen im Internet, zum Beispiel auf Pinterest. Nach dem Basteln begutachten wir die Ergebnisse und evaluieren Probleme. Dann werden Preise entwickelt, da die Notizbücher ja verkauft werden sollen. Die Einnahmen vom Verkauf, zum Beispiel bei Weihnachtsmärkten, gehen zur Hälfte an soziale Projekte oder Umweltprojekte, um noch mehr Menschen für Umweltschutz zu sensibilisieren. Der andere Teil fließt in die Klassenkasse.
Johanna: Wie oft und mit wem wurde das Projekt schon durchgeführt?
Malena: Wir haben bisher mit fünf Gruppen Notizbücher hergestellt. Zwei mal mit Klassen des Walter-Eucken-Gymnasiums, einmal mit einer Klasse der Angell Schule, mit Auszubildenden der Badenova und mit eine Mädchengruppe in Haslach.
Johanna: Was sind die Meinungen der Teilnehmenden zum Projekt?
Malena: Das Feedback war durchweg sehr positiv. Wir haben immer wieder die Rückmeldung bekommen, dass der Workshop Spaß im Schulalltag bereitet. Außerdem wurde gesagt, dass „gar nicht bewusst war, wie viel Müll schon recycelt wird“ und dass „es in der Schule immer noch so viel Papierverschwendung gibt“. Einer der Teilnehmer erzählte, dass er das letzte Mal in der Grundschule etwas Kreatives gemacht hätte, und eigentlich total Lust hat, solche Dinge öfter zu machen.
Johanna: Das klingt ja super! Gab es denn auch Probleme bei der Umsetzung?
Malena: Ein paar kleine Schwierigkeiten und Hürden gab es zu meistern. Wir hatten beispielsweise bei Schulkooperationen teilweise das Problem, dass der Unterricht oft eng an Lehrpläne gebunden ist und somit wenig Zeit für solche Projekte bleibt. Bei Kinder -und Jugendgruppen hatten wir hingegen manchmal das Problem, dass wir nicht immer direkt die gewünschte Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit herstellen konnten. Und wir selbst können uns selbstverständlich auch noch verbessern. Gerade hinsichtlich der Abschlussphase des Projekts sehen wir noch Potential.
Johanna: Wann wird wieder ein Workshop stattfinden?
Malena: Im Moment ist kein konkreter Termin geplant, aber wir erhalten immer wieder Anfragen, die wir auch umsetzen, wenn es passt.
Johanna: Hast du noch eine Botschaft an Bastler*innen oder diejenigen, die es werden wollen?
Malena: Traut euch, Dinge in die Hand zu nehmen und zu verwirklichen. Schaut nach links und rechts und sammelt von überall Ideen. Guckt ab! Und seid mutig. Wenn ihr Schwierigkeiten habt, dann holt euch Unterstützung bei den richtigen Leuten.
Johanna: Vielen Dank für das spannende Interview und diese tollen Schlussworte, Malena!